Jodys Rezension des The Lancet Artikels 06.03.02
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Jodys Rezension des Artikels: Nahtodeserlebnisse bei Überlebenden eines Herzstillstands: Eine prospektive Studie in den Niederlanden, Pim van Lommel, et al, THE LANCET ' Vol 358 ' 15. Dezember 2001 , 2039-45. 06.03.02


Jodys Rezension des The Lancet Artikels 06.03.02

von Jody A. Long, J.D


Dies ist die grösste prospektive Studie von Nahtoderlebenden und sie wurde veröffentlicht in einem der wichtigsten Medizinjournalen, dem Lancet. An der acht Jahre dauernde Studie waren 344 aufeinander folgende Patienten mit Herzstillstand beteiligt, die gestorben und anschliessend wiederbelebt worden waren. Von diesen 344 Patienten wurden einige sogar mehrfach wiederbelebt. Die Gesamtzahl der Tode und Wiederbelebungen waren 509. Die Studie war sehr sorgfältig geplant worden, um die Veränderungen im Leben der Nahtoderlebenden über einen Zeitraum von 8 Jahren zu erfassen und um allfällige statistisch signifikante Unterschiede bezüglich Demographie, medizinischer Geschichte, pharmakologischer und psychologischer Vorbedingungen auszumachen. Im Besonderen ging der Bericht ein auf skeptische Stimmen hinsichtlich der ordnungsgemässen Anwendung wissenschaftlicher Methoden, der Frage, ob die Nahtoderfahrung durch chemische Vorgänge im Gehirn ausgelöst worden sein könnte, ob und wie Drogen das Auftreten oder die Wahrnehmung von Nahtoderfahrungen beeinflusst haben könnten und ob Angst oder andere psychologische Faktoren für Nahtoderfahrungen verantwortlich sein könnten. (ebd, 2039)

Eines der offensichtlichen Probleme der NTE-Forschung ist, dass es nicht die ‘eine’ Definition gibt, über die sich alle Forschenden einig sind. Es sollte beachtet werden, dass die Definition im Laufe der Studie geändert wurde, um die beobachteten Daten zu erklären. Ausserdem legte van Lommel eine mögliche Voreingenommenheit in der Studie offen. Dementsprechend ist ein NTE definiert als:

Die berichtete Erinnerung aller Eindrücke während eines bestimmten Bewusstseinszustand (Bewusstsein, tot zu sein 50%) inclusive bestimmte Elemente wie die Ausserkörpererfahrung (24%), angenehme Gefühle (56%), und das Sehen eines Tunnels (31%), eines Lichts (Kommunikation mit dem Licht 14%, Beschreibung der Farben 14%), verstorbener Verwandter (32%) oder eines Lebensrückblicks (13%) (Ebd, 2039).

Zusätzlich redeten 29% von himmlischen Landschaften und 8% berichteten von Grenzen, die sie nicht überschreiten konnten. Ebd, 2041 Der klinische Tod wurde definiert als eine Phase der Bewusstlosigkeit, die durch ungenügende Blutversorgung des Gehirns als Folge ungenügender Blutzirkulation, Atmung oder beidem verursacht worden war. Ebd

Diese Studie kann für wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse über Nahtoderfahrungen angeführt werden, von denen die grösste besagt, dass Nahtoderfahrungen medizinisch nicht erklärbar sind, ebd, 2039. Van Lommel bewies mit Hilfe einer rigiden Methodik, dass das Auftreten von NTE nicht mit der ‘Dauer des Herzstillstandes oder mit Bewusstlosigkeit, Medikamentierung oder der Angst vor dem Tod vor dem Herzstillstand zusammenhing’. Ebd Wenn man die Ähnlichkeit der physiologischen Vorbedingungen der Stichprobe der Population in Betracht zieht, würde man erwarten, dass die meisten der 344 Patienten ein NTE hätten erfahren müssen. Dies würde das Argument der Skeptiker, es würde sich um zerebrale Anorexie (also um ein Absterben von Gehirnzellen) handeln, untermauern. Das ist allerdings nicht der Fall. Die Ergebnisse zeigten, dass 18% der 344 Patienten mit Herzstillstand ein NTE hatten, und 12% der 18% berichteten von einem ‘Kernerlebnis’. Ebd. Folglich sind NTE nicht mit physiologischen Todesursachen verknüpft. Die Studie fand allerdings heraus, dass das Alter eine Rolle spielen könnte im Auftreten von NTE; jüngere Erlebende hatten mit grösserer Wahrscheinlichkeit ein NTE und mit grösserer Wahrscheinlichkeit auch ein Kernerlebnis. Ebd, 2043

Dasselbe Argument bezüglich der physiologischen Beschaffenheit könnte für diejenigen in der Stichprobenpopulation angeführt werden, die unmittelbar vor dem Herzstillstand psychologische Angst vor dem Tod hatten. Allerdings gab es keinen Unterschied zwischen denjenigen, die Angst hatten und von einem NTE berichteten und denjenigen, die Angst hatten und nicht von einem NTE berichteten. Ebd, 2039 Folglich scheinen NTE nicht durch emotionale Vorbedingungen wie Angst ausgelöst zu werden.

Für mich am Bedeutsamsten ist, dass Nahtoderlebende mehrere Jahre brauchten, um ihr NTE in ihr Leben zu integrieren, was sich deckt mit den Beobachtungen von PMH Atwater. Van Lommel nannte diese Integrationsperiode die Zeitdauer, bis die Transformation sich zeigte. Ich würde es ‘spirituelle Transformation’ nennen. Die Transformation umfasste lebensverändernde Einsichten, erhöhte Intuition und das Verschwinden der Angst vor dem Tod. Ebd, 2040. Auf der anderen Seite wurden diejenigen, die kein NTE hatten, mit grösserer Wahrscheinlichkeit zu Agnostikern oder Atheisten und hatten immer noch Angst vor dem Tod. Die Tiefe der Erfahrung, ob sie bloss eine Ausserkörpererfahrung oder gar ein Kernerlebnis war, hatte keinerlei Einfluss auf die spirituelle Transformation. Ebd, 2042

Ein anderes Kernelement der Langzeitstudie war der Einfluss der Zeit, der Erinnerung und der Verdrängung des NTE während des Integrationsprozesses. Der Kommentar im Lancet spricht davon, dass NTE das Resultat fehlerhafter Erinnerung seien. Interessanterweise würde, wenn das wahr wäre, dieses Argument nicht erklären, weshalb sich die Menschen immer noch exakt genau an ihr NTE erinnern konnten über die Zeitspanne von zwei und acht Jahren, wie die Studie herausgefunden hat. Ebd, 2041 Ausserdem zitierte der skeptische Kommentar Erinnerungsstudien von Kindern, aber die Informationen von Erwachsenen fehlten. Die Herzstillstandspopulation bestand allerdings aus Erwachsenen, nicht aus Kindern. Es gab einen tiefgreifenden Mangel an Erklärungen darüber, was eine falsche Erinnerung ist, und in der Psychologie ist man sich einig darüber, dass falsche Erinnerungen eher dazu dienen, kleine Gedächtnislücken zu füllen, statt ganze Geschichten zu erfinden.

Eine tatsächliche Schwäche der Studie aus meiner Perspektive war, dass sie Ken Rings NTE-Punktesystem benutzte, welche positive Gefühle als ein Element von NTE wertete. Damit werden beängstigende NTE nicht mitberücksichtigt. Bei diesen müssten negative Gefühle genau so hohe Punktezahlen erreichen wie positive Gefühle. Wenn überhaupt, würden die Menschen negative Gefühle eher nicht mitteilen, und die Verarbeitung einer beängstigenden Nahtod-Erfahrung dürfte länger dauern als diejenige positiver Nahtod-Erfahrungen oder die Integration aufgrund der Schwierigkeit, die Nahtod-Erfahrung erneut erleben zu wollen. Dies führte zu einer Verzerrung der Ergebnisse. Das Auftreten von NTE ist höchstwahrscheinlich höher als berichtet. Ebd, 2043. Obwohl van Lommel keine medizinisch erklärbare Begründung für das Auftreten von NTE finden konnte, räumte er ein, dass neurologische Vorgänge bei NTE eine Rolle spielen müssen, wobei er Ähnlichkeiten mit verschiedenen anderen Phänomenen wie der elektrischen Stimulation des Schläfenlappens des Gehirns feststellte. Ebd, 2044 Er merkte jedoch auch an, dass die durch diese anderen Mechanismen gewonnenen Erinnerungen bruchstückhaft und zufällig sind. Ebd. Ausschliesslich NTE führten zu klaren Erinnerungen in sequentieller Ordnung, wie sie beim Lebensrückblick dokumentiert sind. Van Lommel liess sich alle Möglichkeiten offen, zu spekulieren, dass Erinnerungen und Denkprozesse ausserhalb des physischen Körpers stattfinden müssten, damit ein NTE auftreten kann, was wiederum bedeutet, dass das Gehirn eher ein Überträger anstelle eines Behälters für Gedanken und Erinnerungen sein muss. (Siehe auch Berkovich - Artikel) Ebd.