Träume, Nahtodeserlebnisse und Realität
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Dies ist eine Durchsicht von Studien über Literatur und Träume, kombiniert mit einer retrospektiven Studie von Nahtoderlebenden, die gefragt wurden, ‘ob ihr Erlebnis in irgendeiner Weise traumähnlich war’. Dieses Papier gibt eine Übersicht über das Bewusstsein und veränderte Bewusstseinszustände, in dem es sich auf Erinnerungen, Rückbesinnungen und Erzählungen von Nahtoderlebnisse bezieht. Dann vergleiche und kontrastiere ich NTE mit Träumen vor dem Hintergrund der Realität.


Schlüsselwörter: Nahtodeserlebnis, Realität, Bewusstsein


Träume, Nahtodeserlebnisse und Realität

von Jody A. Long, J.D


Einführung:

Obwohl es keinen Konsens unter Forschenden gibt über die Definition von Nahtoderlebnissen, (NTE), definiert eine relativ neue niederländische Studie von Dr. van Lommel sie als “die berichtete Erinnerung aller Eindrücke während eines speziellen Zustands der Bewusstheit, inklusive besonderer Elemente wie die Ausserkörpererfahrung, angenehme Gefühle, das Sehen eines Tunnels, eines Lichts, verstorbener Verwandter oder eines Lebensrückblicks.» (van Lommel, 2001). Entscheidend für dieses moderne Konzept von NTE ist das Bewusstsein, dass die Erfahrung ‘einen speziellen Bewusstseinszustand’ beinhaltet. Der meistverbreitete veränderte Bewusstseinszustand, sowohl bei Leuten mit NTE wie auch bei Leuten ohne, sind Träume. Manche Nahtoderlebende, welche die Realität ihrer Erfahrung hinterfragen, überlegen sich, ob ihre Erfahrung ein Traum war. Andere Nahtoderlebende, welche ihre Erfahrung mit anderen teilen, werden oft damit konfrontiert, dass andere ihre Erfahrung als ‘nur ein Traum’ abtun. Wieder andere Nahtoderlebende beschreiben ihre NTE als wirklicher als ihre Wachrealität. Alternative Bewusstseinszustände werden am besten verstanden durch das Verständnis darüber, wie wir Informationen verarbeiten und wie wir diese Erinnerungen wieder zurückgewinnen.

Informationsspeicher and Abruf:

Kürzliche Erkenntnisse haben gezeigt, dass Menschen typischerweise Information als Kernerinnerung speichern, verbunden mit einer Emotion und dann gespeichert in einem Konzeptgebiet im Gehirn. (Ornstein, 1991). Wenn wir unsere Erinnerungen wieder hervorholen, sind wir darauf programmiert, ‘Lücken aufzufüllen’. Sogar Freud hat festgestellt, dass Erinnerungen gespeichert werden, indem sie an Emotionen geheftet werden. (S. 89). Gefühle strukturieren die Art und Weise, wie wir Informationen im Gehirn aufbewahren und abrufen.

Wieder abgerufene Erinnerungen werden umgebaut gemäss Vorliebe des Gehirns für Ordnung und Stabilität. Die Erinnerung weist eine gewisse Ordnung auf und wird im Allgemeinen so wiedererzählt, dass sie für den betroffenen Menschen einen Sinn macht. Wie die Computerfestplatte, rufen wir den Speicherbrocken an Information ab, indem wir auf ein bestimmtes emotionales ‘Verzeichnis’ in einem bestimmten Teil des Gehirns zugreifen. Dann wird der Speicherbrocken mit einem oder mehreren Informationsbrocken verbunden und das Gehirn denkt sich die logischste Geschichte aus, um die einzelnen Informationsbrocken miteinander zu verbinden. Das bedeutet, dass die Information in einen existierenden subjektiven Rahmen der Realität eingebaut wird.

Eine aktuelle Theorie in Bewusstseinsstudien schlägt vor, dass Erinnerungen nicht im Gehirn gespeichert werden (Berkovich, 2001). Berkovich ist an vorderster Front von Wissenschaftlern, welche die Theorie untersuchen, dass das Gehirn als Informationsspeicher unmöglich alle Informationen speichern kann, die es braucht, um in unserer Gesellschaft zu funktionieren. Dementsprechend überlegen sich die Wissenschaftler, ob das Gehirn möglicherweise eher eine Zugangseinheit sein könnte, ganz ähnlich einem Radioempfänger. Der eigentliche Speicher ist an einem anderen Ort.

Erinnern wir uns daran, dass wir uns in unserer Wach-Realität nicht mit 100%iger Genauigkeit an Dinge erinnern können, weil wir ja Lücken haben, die wir auffüllen müssen. Im veränderten Zustand des NTE-Bewusstseins beschreiben Menschen jedoch, dass sie sich in ihrem Lebensrückblick sogar mehr als 100%ig an alles erinnern konnten, was ihnen auf der Erde passiert war. Sie beschreiben ausserdem, wie das, was sie auf der Erde getan hatten, andere Leute beeinflusste. Viele Nahtoderlebende beschreiben, sie seien in der Lage gewesen, die Gefühle anderer Menschen zu fühlen. Angesichts der Diskrepanzen zwischen diesen beiden Zuständen wirkt Berkovichs Studie, die aufzeigt, dass Erinnerungen möglicherweise nicht im Gehirn aufbewahrt werden, sondern in dem Teil von uns, der unseren Körper überlebt, bedenkenswert.

Erinnerungen sind eingebettet in verschiedene Brocken von Information, abhängig von der Art der Eingabe und welche Gefühle mit dem Ereignis zusammenhängen. Obwohl der Eingabeprozess in Wachzustand anders ist als im Zustand des Bewusstseins während eines NTE, ist die Art, wie die Erinnerung wieder abgerufen wird, dieselbe. Im Wachzustand haben wir Zugang zu Informationen über unsere physischen Sinne. Dies hat die Tendenz, unsere Erinnerungen mit bestimmten Emotionen und einem Rahmen zu versehen, die mit diesen Sinnen verbunden sind. Unsere Wacherinnerungen sind grundsätzlich durch unsere Sinne in einer dreidimensionalen Perspektive innerhalb eines dreidimensionalen Erinnerungsmechanismus verankert.

Andererseits ist das Bewusstsein während eines NTE frei von physisch-sinnlichem Erleben, und wird stattdessen überflutet von überschwänglichen Gefühlen und uneingeschränkten Wahrnehmungen (www.nderf.org, Long, 2003). Nahtoderlebende berichten von leuchtenderen Farben, von einer 360°-Rundumsicht, die gemäss ihren Angaben ohne den Gebrauch ihrer physischen Augen stattfindet, sie hören solche Töne, wie sie sie auf der Erde nicht beschreiben können, und sie erleben grössere Gefühle. Diese Wahrnehmungen entsprechen dem, was man in einer vierten oder höheren Dimension erwarten würde (Long, Jody, 2002).

Wie bereits in einem früheren Aufsatz beobachtet, sind Emotionen eine der wenigen Konstanten zwischen veränderten Bewusstseinszuständen (Long, Jody, 2003). Die Intensität eines Gefühls scheint die Klarheit und die Leichtigkeit der Abrufbarkeit einer Erfahrung zu steuern. Je intensiver ein Gefühl ist, desto klarer kann sich die Person an die Erfahrung erinnern. Bei einem NTE sind die Emotionen so intensiv, dass sie einen «Blitzlicht-Moment» erschaffen, wie er normalerweise nur im Wachbewusstsein gesehen wird. Ein «Blitzlicht-Moment» passiert, wenn das Gehirn in den Flucht-oder Kampf-Modus springt. Das Ereignis brennt sich ins Gehirn, damit es zu einem späteren Zeitpunkt abgerufen werden kann, wenn sich die Person nicht mehr um ihr unmittelbares Überleben kümmern muss.

Im Falle von Nahtodeserlebnissen ist es offensichtlich, dass ein Blitzlicht-Moment erst geschaffen werden kann, wenn die Person zurück in ihren Körper gelangt. Auch dies ist ein weiteres Argument dafür, dass Erinnerungen ausserhalb des Körpers aufbewahrt werden, denn wenn der Blitzlicht-Moment sowohl im Wachzustand als auch im NTE auf gleiche Weise erinnert werden kann, dann ist anzunehmen, dass die Art und Weise oder der Ort der Erinnerung der gleiche sein sollte. Wir wissen, dass der Ort einer Erinnerung nicht im Gehirn sein kann, wenn jemand tot ist, trotzdem sind die Erinnerungen kristallklar. Und wir wissen, dass Nahtoderlebende sich haargenau an alles in ihrem irdischen Leben erinnern, obwohl sie zu dieser Zeit keinen Zugang zu ihren Erinnerungen in ihrem lebendigen Gehirn haben. Menschen, die sich nicht sogleich an ihr NTE erinnern, haben möglicherweise unbewusste Einschränkungen oder einen Schutz durch starke Bewältigungsmechanismen. Dies kommt in Studien weiter unten zur Sprache, die sich mit der Kompartimentierung des Gehirns mit dünner oder dicker Grenzschicht befassen.

Definition von Träumen:

Um zu verstehen, in welcher Hinsicht Träume und NTE gleich sind oder sich unterscheiden, ist es hilfreich, mehrere Konzepte bezüglich des Träumens zu begutachten. Träume können definiert werden als ‘eine Serie von Bildern, Ideen und so weiter, die in bestimmten Schlafstadien auftreten’ (American Heritage Dictionary, 1978). Das allgemeine Verständnis von Träumen ist, dass Träume das Produkt der Verarbeitung der Wachrealität unseres Unterbewusstseins sind. Eine formellere Definition ist ein nicht-bewusster elektrophysischer Zustand, während der der Körper lebendig ist (Pagel, 2001). Ein Traumbild kann definiert werden als Einheit einer selbstgenerierten bewussten Erfahrung in den Gebieten der Wahrnehmung, Erkenntnis oder Gefühle (Kahn & Hobson, 1993). Diese Traumbilder, aus diesen drei Gebieten stammend, werden integriert, miteinander verknüpft und in eine Rahmenerzählung/ein Szenario gebracht, das unsere Erinnerung an Traumereignisse in unseren subjektiven Realitätsrahmen einbauen kann. Carl Jung beschreibt Träume als Teil des kollektiven Unbewussten (Grosso, 1984).

Physischer Aspekt von Träumen:

Die meisten Menschen träumen im Laufe der Nacht drei- bis viermal. Das Gehirn geht in einen bestimmten Zustand, den man REM-Schlaf nennt (Rapid Eye Movement-Schlaf, übersetzt: Schlaf mit schnellen Augenbewegungen). In diesem Zustand sendet das Gehirn Signale an den Rest des Körpers, welche die Bewegungen des Körpers unterdrücken und alle für den Stoffwechsel nicht unbedingt nötigen Prozesse herunterfahren. Das Gehirn ist in dieser Phase des Träumens so aktiv wie im Wachzustand. Der Hauptunterschied ist, dass keine eingehenden Sinnesreize verarbeitet werden, in der die Erfahrung verankert werden könnten. Das rationale Gehirn, das sonst als Säugetiergehirn bekannt ist, ist während dem REM-Schlaf nicht so aktiv. Aber der Pons, die Hirnbrücke, die auch als Reptilienteil des Gehirns oder das primitive Gehirn bekannt ist, funktioniert jetzt besser, weil das Säugetiergehirn nicht so dominant ist. Der Pons ist der Teil des Gehirns, in dem basale Gefühle lagern und der verantwortlich ist für Intuition. Deshalb, weil die Verankerung in unseren Sinnen fehlt und weil der Pons so urtümlich ist, sind Träume oft fliessend, symbolisch und emotionaler als im Wachzustand. Wenn jemand sich an Träume erinnert, ist das der gleiche Prozess wie das Erinnern der Wachrealität.

Alan Hobson and Robert McCarley hatten die Idee, Träume seien Nebenprodukte des REM-Prozesses, angetrieben von den niedereren Teilen des Gehirns (Ornstein, p.196). Der Traum wird beschrieben als der Versuch des Gehirns, aus zufällig von chemischen Reaktionen ausgelösten Bildern etwas Sinnvolles zu erschaffen, während der Körper sich entspannt. Da alle Säugetiere REM-Schlaf aufzeigen, schliessen Wissenschaftler, dass Träumen eine Form der Anpassung sein muss. Menschen, die am Tag etwas Schwieriges lernen mussten, zeigen mehr REM-Schlaf in der Nacht darauf. REM-Schlaf stimuliert das Nervensystem, vertieft Verbindungen und hält das Gehirn frisch und bereit für den Wachzustand. (S. 197).

Wie man sieht, gibt es viele verschiedene Aspekte, um das Träumen zu definieren, wie es auch viele Aspekte für die Definition eines Nahtoderlebnisses, eines mystischen Erlebnisses oder eines veränderten Bewusstseinzustandes gibt. Zu den Gemeinsamkeiten bei der Definition veränderter Zustände gehören das Erlebnis selbst, der Vergleich des Erlebten mit unserem Wachzustand der Realität, die Kontextualisierung des Ereignisses, damit sie für das rationale Gehirn Sinn ergibt und die Einordnung der Erfahrung, damit sie sich selbst und anderen mitgeteilt werden kann.

Traumarten:

Es gibt mehrere Arten von Träumen. Eine Untergruppe von Träumen sind die ‘luziden Träume’. Der Begriff wurde von einer Studie geprägt, die 1913 von einem niederländischen Psychiater namens Frederik van Eeden (www.spiritweb.org) veröffentlicht wurde. Die hauptsächliche Unterscheidung zwischen gewöhnlichem Träumen und luzidem Träumen ist, dass der oder die Träumende während des Traumes nicht weiss, dass er oder sie träumt, während der oder die Träumende beim luziden Träumen weiss, dass er oder sie sich in einem Traum befindet (Gillespie, 1997). Es ist anzumerken, dass einige Teilnehmer der Web-Umfrage der Near Death Experience Research Foundation (NDERF), welche die Frage "War die Erfahrung in irgendeiner Weise traumähnlich?" mit "Ja" beantwortet haben, die Ähnlichkeit zwischen luzidem Träumen und Nahtoderfahrungen erwähnen. Diese Vergleiche verweisen auch auf die Praktiken von Schamanen und amerikanischen Ureinwohnern.

Es gibt Träume, die Teil des Download- oder Verarbeitungsprozesses alltäglicher Geschehnisse sind und wahrscheinlich ihren Ursprung in physiologischen Prozessen des Gehirns haben. Andere Träume scheinen vom Bewusstseinsstrom zu stammen, weshalb sie dem NTE-Bewusstseinszustand ähnlicher sind. Ronda Snow beschreibt zwei Arten von Träumen, wenn sie luzide Träume mit jenen vergleicht, die einem als Teil einer Nach-Tod-Kommunikation (After-Death-Communication, ADC) begegnen:

«Alle Träume, die ich je gehabt habe und an die ich mich am nächsten Tag erinnern kann, haben mehrere Eigenschaften gemeinsam: Sie waren farbig, verschieden stark luzid, wurden Teil des Langzeitgedächtnisses und sind oft multisensorisch. Die besonderen Merkmale, die Nach-Tod-Kommunikationsträume so unterschiedlich machten, dass sie weitere Untersuchungen erforderlich machten, waren: Dramatisch erhöhte Intensität… Klänge und Farben waren viel ausgeprägter und klarer… und der emotionale Inhalt. Zuvor waren Träume immer emotionslos, wie wenn man einen Film schaut, oder die Emotionen blieben nicht über den Traum hinaus bestehen. Diese Träume aber hatten starke emotionale Auswirkungen… sogar noch Tage später» (Edinger, 1984). Diese anekdotische Erzählung stimmt mit Grossos Beobachtung überein, dass sowohl Traumerfahrungen und NTE von derselben Bewusstseinsmatrix stammen und den gleichen Mechanismus benutzen (1983, S. 22)

Eine wichtige Erkenntnis in der Studie mit dem Titel Träume und NTE war, dass Träume selten einen Teil der Erfahrung reproduzieren (Long, Jody and Long, Jeffrey, 2002). Das ist wahrscheinlich der stärkste Beweis dafür, dass NTE und Träume generell verschiedene Bewusstseinszustände sind. Allerdings stellen sich aus den oben beschriebenen Ähnlichkeiten zwischen NTE und luzidem Träumen einige interessante Fragen beim Studium des Bewusstseinsspektrum. Zum Beispiel kann mit Fug und Recht argumentiert werden, dass Nahtoderlebende bewusst wissen, dass sie Realität erleben, während die luziden Träumer wissen, dass sie träumen. Vielleicht gibt es eine Verbindung zwischen Bewusstsein, Träumen und NTE über den Mechanismus des luziden Träumens oder Ausserkörpererfahrungen. Dieser spezielle Bewusstseinszustand während der Ausserkörperphase der NTE benötigt noch beträchtliche weitere Untersuchungen, bevor wir ihn verstehen.

Der psychologische Aspekt des Träumens:

Bei der Analyse von Träumen bezieht sich Freud auf den Gehirnprozess der Verdichtung. ° Wenn eine Person träumt, dann verbindet oder kombiniert sie Erinnerungen entlang ihren Gefühlen oder emotionalen Belangen des Träumers (Harmann, E., 1996). Das stimmt überein mit den neusten Bewusstseinsstudien des Wachzustandes, dass Erinnerungsbrocken über einen bestimmten Vorfall miteinander verbunden werden, in dem auf dieses bestimmte emotionale Verzeichnis im Gehirn zugegriffen wird. Der Hauptunterschied beim Träumen wäre dann, dass man auf ein bestimmtes emotionales Verzeichnis zugreift, anstatt die Lücken gemäss einem bestimmten Ereignis auszufüllen, wobei Personen und Ereignisse, die mit dieser Emotion verbunden sind, zu einer flüssigen Geschichte aufgereiht werden.

Der Traumprozess scheint zu bestehen aus «Querverbindungen, aus Verbindungen mit allem ähnlichen verfügbaren Material im Gedächtnis und der Fantasie, geleitet von den hauptsächlichen Gefühlen des Träumers, die mit der Zeit weniger intensiv werden und ihren Charakter verändern, wenn das Trauma aufgelöst oder integriert wird. (Harmann, E., 1996). In vielerlei Hinsicht ist diese Art der emotionalen Klärung dem sehr ähnlich, was im Lebensrückblick eines NTE gesehen wird. Die Ereignisse sind mit Emotionen verbunden und die Person trifft eine Entscheidung, das Verhaltensmuster zu verändern. In der Studie von Harmann mit Menschen, die ein starkes Trauma erlebt haben, «führen die machtvollen Gefühle des Träumers den Traumprozess dahin, Muster auszuwählen oder auszuleuchten, die im Erinnerungsnetz mit dieser emotionalen Betroffenheit verbunden sind.»

Träume können auch als eine Form des kreativen Denkens dienen, weil wir frei sind von den Zwängen der physischen Welt und dies andere Arten von Querverbindungen zwischen den Gedanken zulässt.

“Einstein wurde von Jacques Hadamard über die Natur seines Denkens befragt, während er Mathematik machte; er sagte, dass «das kombinatorische Spiel [der Bilder] das wesentliche Merkmal des produktiven Denkens sei—bevor es irgendeine andere Verbindung mit logischer Konstruktion in Worten oder anderen Arten von Zeichen geben kann, die anderen vermittelt werden können… [Diese] müssen erst im Sekundärstadium mühsam gesucht werden, wenn das … Assoziationsspiel ausreichend etabliert ist und beliebig reproduziert werden kann.» Einstein sagt, dass seine Bilder in erster Linie «der visuellen und manche auch der muskulären Art sind». (States, B., 2000)

Grenzen der Dicke oder Dünnheit der Persönlichkeit:

Eine andere Art zu betrachten, wie Träume, NTE und der Wachzustand subjektiv zusammenhängen, ist , die Dicke oder Dünnheit der Begrenzungen unter die Lupe zu nehmen, die eine Person haben mag. Das Thema der Dünnheit oder Dicke der Grenzen ist kein neues Konzept. Gemäss Abraham Maslow hängt die Fähigkeit, transzendente Zustände zu erleben, ab von der Qualität der Offenheit einer Person, welche solche Zustände zulässt. (Kohr, S. 171). Maslow beobachtete, dass Menschen mit starken Grenzen, die er «verengte Persönlichkeiten» nannte, «in der Tendenz solche Gipfelerlebnisse verdrängen. Harmann beschreibt Grenzen als:

"eine Dimension der Persönlichkeit, die sich auf den Grad der Trennung oder Abschottung (Dicke) gegenüber der Fließfähigkeit oder Verschmelzung (Dünne) in allen geistigen Funktionen bezieht. Jemand mit sehr dichten Grenzen hält Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle deutlich und getrennt; hält Zeit und Raum gut organisiert; neigt dazu, in Schwarz und Weiß zu denken; hat einen klar abgegrenzten Sinn für sich selbst; und ist normalerweise sehr solide, gut verteidigt, manchmal sogar starr. Jemand mit sehr dünnen Grenzen ist das Gegenteil: Er kann Synästhesie erleben, lässt Gedanken und Gefühle verschmelzen, hat oft lebhafte Fantasien, die nicht immer von der Realität zu unterscheiden sind, ist weniger gut verteidigt, neigt dazu, in Grautönen zu denken, hat einen weniger soliden Sinn für sich selbst und wird in Beziehungen übermäßig involviert" (Harmann, E., 1996). Je "dicker" oder starrer die Person war, desto weniger Träume b

erichtete sie also. Je "dünner" oder fließender die Person ist, desto mehr vermischen sich Träume und Wachrealität.

Gemäss Richard Kohr zeigen Nahtoderlebende eine grössere Offenheit gegenüber Traumzuständen als jene, die dem Tod nahekamen oder nicht-Erlebende waren (Kohr, 1983). Nahtoderlebende berichteten von mehr Farbe, mehr Arten und Anzahl von Sinnesmodalitäten und ungewöhnlichen Traumzuständen. Zusätzlich berichteten sie von grösserer Absicht beim Erinnern von Träumen und eine stärkere Tendenz, sie als hilfreich zu betrachten. Nahtodeserlebende berichteten von grösserer Intensität, Bedeutung und Qualität ihrer persönlichen Meditationssitzungen, grösserer Beständigkeit bei der Beibehaltung eines Meditationsplans oder Tage pro Woche, an denen sie meditieren, und einen positiveren Einfluss der Meditation auf das tägliche Leben. Das könnte bedeuten, dass Nahtoderlebende eine Veranlagung haben könnten zu dünnen Grenzen des unterteilten Denkens, wie von Harmann oben beschrieben, oder vielleicht ist es auch die Nahtoderfahrung selbst, die Nahtoderlebende dazu bringt, weniger unterteilt und flüssiger in ihrem Denken zu werden.

Palmer hat 1979 einige relevante Forschung betrieben bei einem Versuch, die Beziehung zwischen Träumen, mystischen Zuständen und paranormalen Erfahrungen zu verstehen (Kohr, S. 170). Palmer fand heraus, dass die Leichtigkeit, mit der Träume wieder abgerufen werden konnten und die Tendenz, luzid zu träumen, Indikatoren sind für den ‘Grad, mit dem der bewusste Geist Zugang zum Inhalt des Unbewussten gewinnen kann’ (S. 171). Die Schlussfolgerung der Studie war, dass die Beziehung zwischen übersinnlichen Phänomenen und mystischen Zuständen aus der Verfügbarkeit des Unbewussten im Wachzustand folgt. Des Weiteren geht er davon aus, dass das rationale Gehirn unterdrückt werden muss, um repressive Ego-Mechanismen zu verhindern, die den mystischen Zustand oder übersinnliche Phänomene davon abhalten würden, das Wachgehirn zu erreichen.

Das stimmt überein mit unseren Erkenntnissen über das Bewusstsein. Gemäss Ornstein hat sich das Gehirn entwickelt, um uns zu befähigen, in Notfallsituationen zu reagieren, als Überlebensmechanismus also. (1991) Aus diesem Grund behandelt der unterbewusste Teil des Gehirns die meisten Inputs, die wir von unseren physischen Sinnen bekommen. Die einzigen Dinge, die es bis in unser Säugetiergehirn schaffen, sind diejenigen, die wichtig genug sind, dass sie Aufmerksamkeit verdienen. Dadurch wird ein Schwellenwert festgelegt, unter dem die meisten Gedanken oder Sinneseindrücke vom höheren Gehirn ignoriert werden. Diese Forschung wiederum stimmt überein mit Harmanns Grenzforschung. Die Menschen, die NTE, mystische Zustände, und übersinnliche Phänomene erleben, haben dünnere Begrenzungen. Dementsprechend werden Erfahrungen, die von Leuten mit dickerer Begrenzung ausgesiebt oder ignoriert werden, nicht erkannt als authentisch. Diejenigen jedenfalls, deren Grenzen dünner sind, können Dinge erleben und sehen, die andere nicht sehen können.

Dr. van Lommel stellte fest, dass das Alter möglicherweise eine Rolle spielt, ob eine Person ein NTE erfährt, wenn sie stirbt und zurückkommt. Bei Erwachsenen sind das 5-12%, je nachdem, welche Umfragestatistik verwendet wird. Dr. Melvin Morse machte die Erfahrung, dass 85% der Kinder, die sterben und zurückkommen, ein NTE erleben. Die Egos von Kindern sind in der Regel weniger stark entwickelt als diejenigen Erwachsener, weshalb sie dünnere Begrenzungen haben. Also bestimmt das Ego (im Sinne eines Ich-Erlebens) oder die Dicke von Begrenzungen möglicherweise, ob eine Person Zugang zu NTE-Information aus dem Unterbewussten hat oder nicht. Es könnte sogar bedeuten, dass jede Person ein NTE erfährt, aber dass nur die Personen, die dünnere Begrenzungen haben, sich später daran erinnern können. Dazu wären noch weitere Studien notwendig, bevor eine klare Schlussfolgerung gezogen werden kann.

Interpretation der Erfahrung:

Es gibt im Deutschen ein Konzept der "Umwelt", das besagt, dass in einem artspezifischen Universum die endgültige Realität relativ zum Wahrnehmenden ist (Staaten, B, 2000). Es gibt keine «unbefleckte Wahrnehmung” der Realität oder einen übergeordneten Standpunkt. States zeigt auf, dass “die Menschen nur dann auf der Erde leben können, wenn wir das, was wir von der Erde wahrnehmen, als unsere Realität akzeptieren. Würden wir in einer Welt leben mit anderen Wahrscheinlichkeitsfaktoren, würden wir diese wohl unwillkürlich als Messlatte für das Abschätzen der Realität anderer möglicher Welten benutzen. Folglich können Menschen keine unwirklichen Gefühle oder unwirklichen Erfahrungen machen. Dementsprechend kommt es nicht darauf an, “ob sie im Traum oder am helllichten Tag stattfinden, das ist für ihren Status als Erfahrung nebensächlich; daher ist die Realität einer "unbefleckten" oder transzendenten Welt außerhalb der Erfahrung völlig nebensächlich. Die Erfahrung selbst setzt die Welt, in der sie stattfindet, voraus". Ironischerweise können wir den Unterschied zwischen einem Traum und der Wachrealität nur erkennen, wenn wir die Erinnerungen mit dem vergleichen, was wir mit unseren physischen Sinnen wahrnehmen.

Alles, was ein Organismus tun kann, stellt seine kognitive Domäne dar. Sonst muss man sagen, alle Wesen sind verblendet, die ganze Zeit, weil alle Wesen, inklusive Physiker und Mathematiker, in einer Welt leben, die durch begrenzte kognitive Bereiche eingeschränkt ist. Die Wespe ist ganz «logisch» im Umgang mit ihren Problemen. Unsere «höhere» Perspektive auf ihre Logik mag eine Wahrheit enthüllen, derer sich die Wespe nicht bewusst ist, aber ihr deshalb einen Zustand der Täuschung zu unterstellen, ist zu vermuten, dass die Wespe in der Lage sei, sich selbst zu sagen: «Hier ist etwas eigenartig», und das nicht zu tun. Die Wespe hat diesbezüglich nicht mehr Möglichkeiten als ein Träumer: Sie muss ihr Problem in ihrer eigenen, wespenartigen Weise lösen, und das bedeutet, es immer wieder zu tun, so oft wie nötig, immer genau gleich» (States, B., 2000).

Um sich an Träume erinnern zu können, muss man sie rekonstruieren in einer erzählerischen Weise, die für einen selbst und andere einen Sinn ergibt. Diese Erzählungsrekonstruktion passiert auch bei NTE und kann in bestimmten Wachrealitätsereignissen ebenfalls auftreten. Ein Text ist, wörtlich, ein ‘Zusammenweben’ von Elementen, die einem bestimmten Code entnommen sind, um etwas zu mitzuteilen (Kilroe, 2000). Da der Text von Träumen und Nahtoderfahrungen außerhalb unserer Realitätserfahrung liegt, haben die Menschen Schwierigkeiten, über diese veränderten Zustände zu kommunizieren. Es ist schwierig, dasjenige, was im Traum oder in der Nahtoderfahrung geschieht, "mit unseren Erwartungen an ein verständliches Ganzes in Einklang zu bringen." (Freud, zitiert in Kilroe, 2000)

“Wir haben Träume während der Nacht und wir haben gelernt, wie wir sie interpretieren können während dem Tag. (…) Wenn wir einen Traum einer Deutung unterziehen, stellen wir fest, dass die sprunghafte und unregelmässige Anordnung der einzelnen Bestandteile für unser Verständnis des Traums völlig unwichtig ist. (…) Die essenziellen Elemente eines Traumes sind die Traum-Gedanken, und diese haben einen Sinn, Verbindungen und Ordnung. (…) Die Elemente des Traumes, abgesehen davon, dass sie verdichtet sind, sind fast ausnahmslos neu zusammengesetzt, mehr oder weniger unabhängig von ihrer früheren Ordnung. Schliesslich muss hinzugefügt werden, dass das Material immer dann, wenn es durch die Traumaktivität verwandelt wurde, auch noch einem weiteren Einfluss unterworfen ist. Dies ist die ‘zweite Überarbeitung’, die offenbar darauf abzielt, die durch Traumaktivität verursachte Trennung und Unverständlichkeit zu beseitigen und sie durch eine neue Bedeutung zu ersetzen. Aber diese neue Bedeutung, die durch die zweite Überarbeitung entstanden ist, ist nun nicht mehr länger die Bedeutung der Traumgedanken.» (Freud, 1950, S. 118-119)

METHODIK

Vor dem Hintergrund von Träumen, Nahtoderfahrungen, veränderten Wahrnehmungszuständen, Realitätsverarbeitung und Bewusstseinsstudien kann nun damit begonnen werden, die Ergebnisse einer Web-Umfrage zusammenzusetzen, die bei der Near Death Experience Research Foundation (NDERF) eingereicht wurde. In der Einführung und Anleitung zum Webformular wurden die Teilnehmenden aufgeklärt und gaben ihre Einwilligung zu den offengelegten Absichten der Umfrage, dem Umgang mit dem übermittelten Material, der Zusicherung der Vertraulichkeit, soweit die Teilnehmenden das wünschten, und dass sie auf eine Entschädigung für die Teilnahme an der Umfrage verzichteten. Dieser Fragebogen enthält einen Abschnitt, in dem Nahtoderlebende ihre Erfahrung erzählen können und stellt dann über 50 Fragen zu demographischen Einzelheiten, Elementen der Erfahrung und Nachwirkungen. Von den 650 Menschen, die antworteten, erfüllten 318 (48.9%) die Definition eines NTE der NDERF. Für Forschungszwecke benutzt NDERF die Definition des NTE als eine «luzide Erfahrung, die mit einem wahrgenommenen Bewusstsein außerhalb des Körpers verbunden ist und zum Zeitpunkt des tatsächlichen oder drohenden Todes auftritt".

Analysiert wurden die narrativen Antworten auf die beiden wichtigsten Fragen der Umfrage: 1) "Wie war Ihr Bewusstseinszustand und Ihre Wachsamkeit während des Erlebnisses?"; und 2) "War das Erlebnis in irgendeiner Weise traumähnlich?"

RESULTATE

Von den 318 NTE, die übermittelt wurden, beantworteten 307 (96.5%) die narrative Frage «Wie war Ihr Level des Bewusstseins und der Wachsamkeit während des Erlebnisses?» Quantitativ war dies keine sehr gute Frage, weil viele Leute sagten, ihr Level des Bewusstseins sei 0 gewesen, weil sie ja tot waren. Allerdings sprachen die Antworten qualitativ Bände, mit 226 (73.6%) von Nahtoderlebenden, die berichteten, sie seien hellwach gewesen, sehr aufmerksam, aufmerksamer als normal oder sehr bewusst. Viele, die narrative Erklärungen abgaben, beschrieben den Unterschied zwischen dem absolut bewusstlosen Körper und dem hyperwachsamen Bewusstseinszustand, in dem sie sich befanden als Konsequenz davon, tot zu sein.

Es gab 311 Nahtoderlebende (97.7%) die mit «ja», «nein» oder «unsicher» auf die Frage im Webformular antworteten: «War die Erfahrung in irgendeiner Weise traumähnlich?» Von jenen, die antworteten, gaben 192 (62.5%) narrative Erklärungen. Es wird zwar eingeräumt, dass die Frage eine Voreingenommenheit zugunsten der bejahenden Antworten haben könnte, aber die Absicht war, die Nahtoderfahrenen zu ermutigen, jeden denkbaren Zusammenhang zwischen ihrer Nahtoderfahrung und ihren Träumen so weit wie möglich mitzuteilen. Von den 311 narrativen Antworten auf diese Frage wurden 233 (74.9%) als ‘Nein’ eingestuft, 74 (23.8%) als ‘Ja? Und 4 (1.3%) als ‘Unsicher’. Von den Teilnehmenden gaben 115 (36.9%) keine Erklärung: 99 (31.8%) antworteten mit “Nein” und 16 (5.1%) antworteten mit «Ja».

Von den 311 Antworten hatten 192 zusätzliche Kommentare, die analysiert wurden in Bezug auf Hinweise darauf, was die Nahtoderlebenden als traumähnlich betrachteten und was nicht. Die höchste Kategorie von 68 Nahtoderfahrenen (21,9 %) definierte das, was die Erfahrung traumhaft macht, in Bezug auf die Realität. Nahtoderfahrene sprechen über die Realität im Sinne dessen, was wir auf der Erde kennen, wie wir es durch unsere physischen Sinneseindrücke wahrnehmen. Andere Erzählungen unterschieden die NTE von Träumen in Bezug auf "Intensität, Lebendigkeit, stärker als ein Traum" 23 (7,2 %), "die Realität ist dort drüben" 21 (6,6 %) und Leichtigkeit der Erinnerung 15 (4,7 %).

Die individuellen Kommentare wurden weiter kategorisiert in Konzepte. Wieder hatte das wichtigste Konzept, das 97 (50.5%) der Nahtoderlebenden diskutierten, um Träume von Nahtoderlebnissen zu unterscheiden, mit der Realität zu tun, mit Kommentaren wie "sehr real, nicht unwirklich, die Realität ist dort drüben, als wäre ich dort, ich fühlte mich, als wäre ich wach". 58 (30,2 %) der Nahtoderfahrenen sprachen über Konzepte, die mit Erinnerungen oder Rückrufen zu tun hatten, mit Kommentaren wie "Intensität, Lebendigkeit, stärker als ein Traum, Leichtigkeit des Rückrufs, erinnere mich daran, als wäre es gerade erst passiert, Klarheit, Niveau des Wissens oder Verständnisses". Traumähnliche Qualitäten wurden von 49 (25,5 %) Nahtoderfahrenen wie folgt beschrieben: "surreal, nicht wie ein gewöhnlicher Traum, seltsam, schwebend, fliegend, wie ein Traum, der sich aber anders anfühlte, der Tunnel, die Leere und das weiße Licht waren traumähnlich, einige Teile der Nahtoderfahrung veränderten sich, die Nahtoderfahrung begann unwirklich und veränderte sich dann, die Nahtoderfahrung hatte Aspekte von Visionssuche oder luzidem Träumen."

Andere Konzepte, die NTE mit Träumen verglichen, bezogen sich auf 1) Emotionen 8 (4,2%), "Gefühle und Emotionen, friedlicher, keine Angst"; 2) Wahrnehmung 14 (7,3%) "zusammenhängend, sequenziell, wie bei einem Theaterstück oder Film, Zeit/Raum verzerrt, konnte den Verlauf der Ereignisse nicht kontrollieren"; 3) Körperwahrnehmungen 13 (6,8%), "kein Schmerz oder Krankheit, konnte den Körper nicht fühlen, sah Farben"; und 4) kein vorheriger Rahmen 4 (2,1%), "zu jung, unbeschreiblich".

DISKUSSION

Als ich begann, in Seattle an IANDS-Treffen teilzunehmen, war etwas vom Verblüffendsten für mich, Nahtoderlebenden zuzuhören, wie sie über ihre Erfahrungen sprachen. Bald fand ich mich mit der Frage konfrontiert: «Was ist Realität?» Diese Traumstudie diskutiert die veränderten Zustände bezüglich Bewusstsein, Realität, das Abrufen von Erinnerungen, narrative Rekonstruktion und die Integration der Erfahrung in die irdische Realität.

Da die meisten Nahtoderlebenden angaben, ihre Erfahrung sei in keiner Weise traumähnlich gewesen, müssen wir uns überlegen, was das Träumen ausmacht und weshalb ein NTE anders sein könnte. Wenn über 73% von Nahtoderlebenden sagen, die Erfahrung sei nicht traumähnlich, wie war sie dann?

Grundsätzlich gehen Nahtoderlebende durch den gleichen Prozess wie jede andere Person auch, wenn sie sich an eine Erfahrung erinnert, die in einem veränderten Zustand gemacht wurde. Der Grund, weshalb wir überhaupt wissen, dass wir in einem veränderten Zustand sind, ist die Art und Weise, wie wir Erinnerungen vergleichen mit unserer irdischen Realität. Am Anfang können Nahtoderlebende nur auf die Erfahrung reagieren.

Es kann Tage oder Jahre dauern, bis man in der Lage ist, irgendeine lebhafte Erfahrung ausserhalb seiner Wachrealität einzuordnen. Das Gehirn versucht, dem Erfahrenen Sinn zu geben und es einzuordnen, um es auf einen Text reduzieren zu können. Von diesem Text aus wird das Erfahrene weiterverarbeitet als Erzählung in subjektiver Story-Form, die für die Person Sinn macht und später, wenn sie weitererzählt wird, auch Sinn macht für die Zuhörenden. Nahtoderlebnisse, oder wenigstens diejenigen, von denen wir wissen, sind intensiv genug, um die Schwelle des Unterbewussten zu überschreiten und können verarbeitet werden im logischen Teil des Gehirns.

Wir wissen, dass manche Träume nicht lebhaft genug sind, um die Schwelle des Unterbewussten zu passieren, um ins Langzeitgedächtnis zu gelangen, wo sie abgerufen werden können. Andere Träume sind so intensiv, dass sie sehr einfach erinnert werden können. Je klarer die Ereignisse sind und je leichter sie erinnert werden können, desto mehr Erlebende identifizieren die Erfahrung als ‘nicht traumähnlich’. Das deckt sich mit Berichten von Menschen, die spirituell transformierende Ereignisse, mystische Zustände, Ausserkörpererfahrungen und andere subjektive transformierende paranormale Erfahrungen erlebt haben. Überdies geht man davon aus, dass lebhafte Träume ihren Ursprung entweder im Strom des Bewusstseins haben oder dass die Erinnerung so lebhaft ist, dass sie in den Bewusstseinsstrom eingebettet ist. Wenn das passiert, ist die Erinnerung eingebunden ins Wachbewusstsein und spielt eine Rolle dabei, wie wir das wahrnehmen, was real ist.

NTE werden in Bezug auf Realität, Intensität, Leichtigkeit des Erinnerns und körperliche Wahrnehmungen beschrieben. Gewisse Arten von Träume haben diese Eigenschaften ebenfalls. (www.oberf.org) NTE haben grösstenteils ein Gefühl der Sinnhaftigkeit und eine klare Ordnung in sich. Der logische Ablauf ist üblicherweise nicht unterbrochen, so wie wenn man im Traum etwas sieht und dann schrillt der Wecker. Träume werden als fliessender beschrieben, mit Eigenschaften, die es in unserer Welt nicht gibt (wie Schweben), nicht-linear mit nicht-sequenziellen Ereignissen. Der Zweck eines Traumes wird selten gefunden, ohne dass man über die Emotionen des Traums nachdenkt. Die meisten Nahtoderlebenden beschreiben ihren Wahrnehmungslevel als hyperwachsam oder luzid während der Erfahrung. Nur gewisse Arten von Träume beinhalten diesen hyperwachsamen Zustand oder luzides Träumen. Hier sind einige Kommentare:

"Es wirkte real, nicht so unstet zwischen Themen treibend wie bei Träumen" - Tsagali "Ganz anders als was meine Fantasie erschaffen könnte" - James

"Diese Welt wirkt wie ein Traum und die andere Welt wirkt ganz natürlich" - J.C.

"Es war als würde man den Körper als Energie verlassen, ich kann meine Energiekörperform sehen: Nein, es war wie… wenn ich dort persönlich hin ginge, wie auf einem Wochenendtrip.» - Frank

"Nichts davon war wie ein Traum. Das war das Realste, was ich je erlebt habe" - Christine

"Ich war physisch die ganze Zeit bewusstlos, aber wacher/bewusster als ich ich es je zuvor erlebt habe. Wie ein Fenster, das geputzt wurde und von dem du vorher gar nicht wusstest, dass es dreckig war, bis du den Unterschied erlebt hast" - Sheila

Für eine erfolgreiche Integration des Erlebten in die Realität des Alltags zeigten viele Nahtoderlebende eine grössere Flexibilität in ihren Denkprozessen als diejenigen mit einer starken, kleinteiligen Weltsicht. Dieser Denkprozess war ähnlich in mystischen oder anderen veränderten Zuständen. Es wäre interessant, herauszufinden, ob die Dünne der Begrenzungen zwischen dem Bewusstsein und dem Unterbewussten ein Resultat des NTE ist oder ob dieser Seins-Zustand schon vor dem NTE existierte.

Manche Nahtoderlebende dachten, die Erfahrung sei traumähnlich gewesen, weil es einfach keine Worte gab, um zu beschreiben, was passierte. Manche Erlebende drückten Zweifel aus, was die Realität der Erfahrung betraf und schlossen daraus, sie sei traumähnlich. Ein Nahtoderlebender nannte sein NTE einen Traum, um zu vermeiden, dass er von seiner Frau und Freunden ausgelacht würde. Interessanterweise gab es Erzählungen von zwei Kindern, die aufwuchsen und ihre Erfahrung als Traum beschrieben, weil sie keinen Denkrahmen hatten, in dem sie es anders hätten definieren können. Als sie erwachsen wurden, entdeckten sie NTE, und jetzt definieren sie ihre Erfahrung nicht mehr als traumähnlich.

Die Ausserkörper- (OBE, (out-of-body)) Komponente des NTE, typischerweise der Ort, wo das meiste Schweben, Fliegen oder sich-frei-Bewegen stattfindet, wird von manchen Nahtoderlebenden als traumähnlich betrachtet. Die Kommentare, die auf ‘ja’, ‘teils/teils’ und ‘unsicher’-Antworten folgten, schienen sich mehr auf die Ausserkörperkomponente zu beziehen, indem sie das Gefühl des Schwebens oder der Bewegung ohne Anstrengung mit dem vergleichen, was sie in Träumen erlebten. Typische Analogien zu einem Traum waren ‘nur als ich schwebte, hatte ich das Gefühl, die Kontrolle über mich verloren zu haben’ oder ‘irgendwie war es ein traumähnliches Gefühl, ganz allgemein, irgendwie unwirklich’ oder ‘alles kam mir sehr merkwürdig und seltsam vor’.

Wahrnehmungen spielten eine Rolle darin, wie die Erfahrung eingestuft wurde. Diejenigen, die sich selbst beobachteten 14 (7.3%), zum Beispiel in Zeitlupe, auf einer Bühne oder in einem Film, oder die einen Lebensrückblick erlebten, waren eher geneigt, die Erfahrung als traumähnlich zu sehen. Diejenigen, die eine Kategorisierung nach einer Abfolge von Ereignissen vorgenommen haben, würden jedoch höchstwahrscheinlich sagen, dass die Erfahrung zunächst traumähnlich war, sich dann aber in eine nicht-traumähnliche Erfahrung verwandelte. Auch dies stützt die frühere Feststellung, dass die Ausserkörperkomponente der Nahtoderfahrung höchstwahrscheinlich als traumähnlich angesehen wird und dass dieser Teil nach der Ausserkörpererfahrung dazu tendiert, die nicht-traumähnlichen Komponenten zu enthalten.

Die Nahtoderlebenden, die ihre Erfahrung mit dem Körper in Verbindung brachten, nannten mit geringerer Wahrscheinlichkeit die Erfahrung traumähnlich. Diese Leute bezogen die Erfahrung auf den Körper, indem sie ein Fehlen von Schmerz feststellten, oder bemerkten, dass das Herz aufgehört hatte zu schlagen, so dass sie wussten, dass die Erfahrung wirklich passierte. Allerdings betrachteten 1.9% der Antwortenden die visuellen Elemente als traumähnlich, indem sie die Farben und die Strahlkraft dessen, was sie sahen, als ‘traumähnlich’ verglichen. Diejenigen, welche die Elemente der Erfahrung mit Emotionen verknüpften 8 (4.2%), tendierten dazu, die Erfahrung als traumähnlich einzuordnen. Diese Leute fanden, die extremen Gefühle von Liebe, Frieden usw. seien mehr wie ein Traum.

Die Ähnlichkeit der Verarbeitung von Nahtoderfahrungen, mystischen Zuständen und subjektiven paranormalen Erfahrungen in Bezug auf unsere irdische Realität wurde bereits dargelegt. Nach der Sichtung der Daten kommt man nicht umhin, sich zu fragen, ob wir uns vielleicht selbst beschränken, um diese Erfahrungen in Bezug auf unsere irdische Realität zu verarbeiten. Wie States weiter oben bemerkte, obschon Menschen sehr «logisch» mit der Integration ihrer Erfahrungen umgehen, könnte die Realität aus höherer Perspektive gesehen eine Wahrheit enthüllen, derer sich die meisten Menschen nicht bewusst sind. Und analog zur Wespe sind diejenigen, die das Problem auf andere Weise gelöst haben, deswegen nicht wahnhaft. Manche Menschen sind nur in der Lage, veränderte Bewusstseinszustände in Bezug auf die irdische Realität zu sehen. Sie verstärken ihre Realität immer und immer wieder, so oft wie nötig, immer auf die gleiche Weise. Andere, mit dünneren Begrenzungen können diese Erfahrungen von einer anderen Realitätsperspektive sehen. Welche Art der Verarbeitung der Erfahrung richtig ist, spielt keine Rolle, weil «[die] Erfahrung selbst die Welt, in der sie stattfindet, voraussetzt» (States, B., 2000).Wenn man die Ähnlichkeiten und Unterschiede betrachtet zwischen Träumen, Nahtoderfahrungen und der Art und Weise, wie wir die Realität verarbeiten, werden Erinnerungen und der Abruf dieser Erinnerungen auf dieselbe Weise verarbeitet. Es scheint, als gäbe es zwischen NTE und Träumen viele Ähnlichkeiten, wenn die Träume lebhaft genug sind, dass sie erinnert werden. Aus den Daten könnte man zum Schluss gelangen, dass NTE und Träume beides veränderte Bewusstseinszustände sind. Aus NTE geht hervor, dass das Bewusstsein den Körper überlebt, genauso wie Erinnerungen, die während unserer Lebenszeit erschaffen wurden.

Es gibt bestimmte Arten von Begrenzungen zwischen dem bewussten Gehirn und dem unterbewussten Gehirn. Die Leute mit dicken Begrenzungen neigen dazu, ihre Erinnerungen kleinteilig und starr in gewissen Bereichen des Gehirns zu lagern. Das Abrufen scheint für diese Menschen sehr eindeutig und festgelegt zu sein. Die Realität ist fest verankert in dem, was sie auf der Erde spüren können. Menschen mit dünnen Begrenzungen wiederum definieren die Realität ganz anders, weil es ihnen im Wachzustand möglich ist, Zugriff auf verschiedene Teile ihres Unterbewussten zu haben. Nahtoderlebende und Leute, die davon berichten, regelmässig zu träumen, fallen in die Kategorie der dünnen Begrenzungen. Realität ist für sie eine Mischung verschiedener Bewusstseinszustände.

Faszinierende Konzepte kommen einem in den Sinn, wenn man bestimmen möchte, ob die Begrenzungen zwischen dem bewussten und dem unterbewussten Gehirn dicker oder dünner gemacht werden können. Ich stelle mir vor, dass das Dilemma sein könnte, was zuerst da war, das Huhn oder das Ei. Wenn das Gehirn zum Beispiel als Empfänger betrachtet wird, ist es dann möglich, dass der Bewusstseinsstrom selbst das Gehirn dazu bringt, in einer bestimmten Art und Weise zu empfangen? Das führt dann zu einer Analyse von oben nach unten. Oder ist es Vererbung, so dass die Gehirnstrukturen selbst die Grenzen setzen bezüglich des Masses an Bewusstsein, das von einem Individuum empfangen werden kann? Das wäre dann eine Analyse von unten nach oben. Oder vielleicht gibt es bestimmte Regeln für eine beidseitige Kommunikation zwischen Gehirn und Bewusstsein?

Es könnte lohnend sein, zu erforschen, ob die Erinnerung an verschiedene Arten veränderten Bewusstseins in verschiedenen oder in ähnlichen Bereichen des Gehirns stattfindet. Daraus würde folgen, dass man, wenn das Gehirn eine Speichereinheit ist, den Teil des Gehirns, der die Bewusstseinsinformation enthält, isolieren könnte, so dass man in der Lage sein könnte, sich Zugang zum Bewusstsein zu verschaffen, ohne das Gehirn als Empfänger benutzen zu müssen. Anwendungen dazu könnten nützlich sein für Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, Hirnverletzungen erlitten oder im Koma sind.

Die Forschung von Palmer legen nahe, dass die meisten Menschen darauf trainiert oder umprogrammiert werden können, ihre Begrenzungen zu lockern, damit die Schwelle des Unterbewussten tiefer wird und Signale zum bewussten Gehirn durchfliessen können. Erweiterte Studien in diese Richtung könnten das Bewusstsein darüber vergrössern, wie der Körper mit dem Bewusstsein interagiert und es uns vielleicht ermöglichen, das Konzept der vierten Dimension anzuwenden, um das Leben der Menschheit zu verbessern. Zugang zu einer Welt zu erlangen, welche die überwältigende Mehrheit der Nahtoderlebenden beschreibt als voller Liebe, Frieden, Wissen und Verbundenheit mit dem Höchsten Wesen ist die Anstrengung einer Studie sicher wert.

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